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Projekt „Nicht betroffen – beteiligt“ ist erfolgreich:Betroffene gründen ein Armutsnetzwerk für Stadt und Städteregion Aachen

Es war eine Mischung aus Zufriedenheit und Aufbruchsstimmung, die am Nikolaustag in den Räumen der Wärmestube an der Frère-Roger-Straße in Aachen zu spüren war. Im Rahmen des Projekts „Nicht betroffen – beteiligt“ kamen dort Armutsbetroffene zusammen. Das Ziel war ambitioniert. Schließlich sollte im Idealfall am Ende des Treffens die Gründung eines Netzwerks armutsbetroffener Menschen in Stadt und Städteregion Aachen stehen. Schnell war jedoch klar, dass dieses Ziel erreicht werden würde.
Datum:
10. Dez. 2025
Von:
Giana Haass (Text: Sonja Essers)

Das Projekt – Hintergrund und Zielsetzung

Das Projekt „Nicht betroffen – beteiligt“ wurde vom Landesarbeitsministerium (MAGS NRW) gefördert. Der Auftakt fand bereits im September und damit kurz vor den Kommunalwahlen statt. Im November ging es in die nächste Runde. Und zu dieser waren nicht nur von Armut Betroffene, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung aus der gesamten Städteregion und Stadt Aachen gekommen.

Beim dritten Treffen, das vom Projektträger Pro Arbeit e.V., veranstaltet wurde standen die Armutsbetroffenen im Fokus. Politik und Verwaltung wurden nach der Veranstaltung in einem Rundbrief über die Ergebnisse informiert.

Das Treffen in der Wärmestube startete mit einem Rückblick auf die vergangenen Monate, den Giana Haass, Referentin von Pro Arbeit e.V., vortrug.

„Unser Ziel ist es, ein dauerhaftes Netzwerk armutsbetroffener Menschen in Stadt und Städteregion Aachen zu gründen. Wir wollen dafür Räume und Strukturen schaffen bzw. möglich machen“, so Haass.

Neben den drei Veranstaltungen, die von Pro Arbeit e.V. organisiert wurden, fanden auch acht Workshops der angeschlossenen Träger statt. Zu denen zählten WABe, VIA Integration gGmbH, Picco Bella, Kolping Bildungswerk Aachen, Nell-Breuning-Haus, LEWAC gGmbH, Rheinischer Verein für Katholische Arbeiterkolonien und Sozialwerk Aachener Christen.

Aus den Workshops ging hervor: „Ausgrenzung, Angst und Scham spielt für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine große Rolle, wenn es um das Thema Armut geht. Das ist gelebte Realität“, berichtete Giana Haass. Hinzu kamen jedoch auch Forderungen, die in den Workshops erarbeitet wurden.

Themen wie verständliche Sprache, bezahlbarer Wohnraum oder eine bessere Erreichbarkeit der Behörden wurden immer wieder genannt. „Diese Aussagen sind kein Wunschzettel – sie sind politische Botschaften, die gehört und umgesetzt werden müssen“, so Haass.

Beteiligung ermöglichen – Mut, Wissen und Selbstbewusstsein

Um sich stark zu machen, seien jedoch Mut, Wissen und Selbstbewusstsein von Nöten. „Das sind die klassischen Bausteine jeder politischen Beteiligung“, fasste Giana Haas zusammen und ergänzte: „Am Anfang war es gar nicht so einfach, Menschen mit Armutserfahrung an den Tisch zu bekommen, aber sie wollen sich einmischen und politisch mitgestalten.“

Das wurde auch bei diesem Treffen deutlich. Doch wie kann ein Netzwerk aussehen?

„Wir können Räume finden, Kontakte herstellen, Wissen vermitteln, Mut machen und Aktionen unterstützen“, meinte Giana Haass mit Blick auf die Unterstützungsmöglichkeiten durch Pro Arbeit e.V..

Im Rahmen dieses Treffens sollten vor allem Themen benannt und Prioritäten gesetzt werden.

Erster Schwerpunkt des neuen Netzwerks wird das Thema Wohnen.
Weitere Themen sind die Arbeit in Gremien und Ausschüssen, Frauenarmut sowie Armut trotz Arbeit.

Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich sicher: „Es ist 5 vor 12. Wir müssen mehr werden und wir müssen lauter werden.“

Dr. Christina Herrmann, Vorstandsvorsitzende von Pro Arbeit e.V., machte deutlich, dass auch eine landes- und bundesweite Vernetzung möglich sei. „Wir haben denkbar gute Startmöglichkeiten für die Gründung eines Netzwerks.“